Thorben fährt Hamburg–Berlin rückwärts. 422 km, 32 Stunden. 170 km Singlespeed. Mitten durch Nebel, Baugruben, Nachtwälder und Wendland-Heide. Er überquert die Elbe auf einer Treppe, schiebt durch eine Autobahn-Baustelle und schläft zwischen den Gräbern der Altsteinzeit. Ein Grevet, wie es im Fahrtenbuch steht – wenn auch rückwärts. Und mittendrin: Fragen ohne Netz, Navigation ohne Akku – und das leise Staunen über eine Route, die sich im Nebel neu erfindet.
Wenn man auf dem Rad unterwegs ist, verliert Zeit an Bedeutung – und manchmal auch Raum. Dann wird aus einer Zahl auf der Karte ein Abenteuer, aus einem Strich ein Pfad voller Geschichten. Ob entlang des Limes in Bayern, durch die weiten Deichlandschaften Brandenburgs, vorbei an Fossilienfeldern im Weinviertel, über historische Postrouten im Erzgebirge oder quer durch den Thüringer Wald – überall spürt man: Graveln ist mehr als Radfahren. Es ist ein sanfter Widerstand gegen das Vergessen, ein rhythmisches Näherkommen an die Landschaft – und oft auch an sich selbst.
Grevet #1/2025 war mehr als nur ein Saisonauftakt – es war fünf Mal Gravel, fünf Mal Grevet. Von Bayern bis Wien, von Burgen über Beton bis Blütenmeer: Wir blicken zurück auf fünf Touren voller Begegnungen, Geschichten und echter Erfahrung auf zwei Rädern. Kein Rennen, sondern ein bewusstes Unterwegssein – mit Kopf, Herz und Haltung.