300 Kilometer, 4.500 Höhenmeter, 40 Stunden – und ein Gravel-Lastenrad. Das große Finale des Grevet Quartett 2025 war nicht nur sportlich fordernd, sondern auch ein landschaftliches Erlebnis der Extraklasse. Zwischen Sandstein und Grenzpfaden, Wurzeln und Weitblicken entstand ein Abenteuer, das so nicht geplant, aber nie vergessen wird.
Tag 1 – Von Dresden in die wilde Natur
Am 5. Juli um Punkt 7 Uhr startete das Social Grevet #4 in Dresden. Die Beteiligung war überschaubar, das Wetter traumhaft. Gemeinsam rollten wir vom Alaunpark durch die Dresdner Heide stetig bergauf – ins Hochland, Richtung Sächsische Schweiz. Alte Klassiker und neue Wege reihten sich geschmeidig aneinander. Trotz ungewohntem Setup – alles gut fahrbar. Die Snacks im Lastenrad fanden durch das Gerüttel ganz von selbst ihre Plätze.
Schon nach rund zehn Prozent der Strecke meldeten sich Knie und Gesäß. Eine kleine Sattelkorrektur brachte Erleichterung – kurz darauf: Checkpoint 1 im Niezelgrund, ein altes Kraftwerk mit rauem Charme. Doch dann: schmale Geländer, feuchte Stufen – und ein vollbeladenes Lastenrad. Mit Kraft, Fluchen und viel Willen schaffte ich es nach oben. Abenteuercharakter? 100 %.


Durch Tunnel, über Grenzen, in die Berge
Ab jetzt fuhr jede:r sein eigenes Tempo. Die Landschaft war abwechslungsreich: Anstiege, Tunnel, Täler, ein Hauch von Eisenbahnromantik. Bei Kilometer 81 erreichten wir das Kirnitzschtal, eine der Schlüsselstellen der Route. Ab km 95 überquerten wir die Grenze – hinein in die Böhmische Schweiz. Weniger bekannt, nicht weniger schön.
Checkpoint 2 lag an den Quellen der Wesenitz – ein kleiner, klarer Bach, der uns im Laufe der Tour mehrfach begegnen sollte. Unsere Entscheidung, mit Zwischenübernachtung zu fahren, erwies sich als goldrichtig. Jetřichovice bot dafür alles: Pension, Zeltplatz, Abenteuer.
Die Lichtstimmung am Abend war magisch – der Aufstieg zum Aussichtsturm (CP3) obligatorisch. Der Blick? Unfassbar. Die Abfahrt ruppig, das Rad schwer – aber das gehört dazu. Abends: Essen, Füße hoch, Geschichten teilen.



Tag 2 – Rückweg mit Genuss und Gipfelmomenten
Tag zwei begann entspannt. Ein kleiner Laden, ein großer Kaffee, dann wieder rauf aufs Rad. Das böhmische Hinterland war verschlafen-schön. Wir querten erneut die Grenze, folgten der Kirnitzsch zurück – und kletterten bald zu Felsformationen, die uns den Atem raubten.
In Bad Schandau – Pause an der Elbe. Danach folgte Checkpoint 4 und ein letzter, langer Anstieg in Richtung Sněžník – dem höchsten Punkt der Tour. Die letzten Kilometer führten durch Wälder, über Höhenzüge, vorbei an Picknickstellen und wilder Natur. Die Vorräte schrumpften, der Schwerpunkt des Rads veränderte sich. Der Endspurt begann.
In Pirna: ein Eis. In den Weinbergen: letzte Rampen. In Dresden: die Heide. Alles wie am Anfang – nur mit 300 Kilometern mehr in den Beinen.



Fazit – Abenteuer gemeistert, Erfahrung gewonnen
Ab dem letzten Anstieg war klar: Jetzt kommt nur noch Genuss. Die Frage, warum man sich das antut, verblasste. Was blieb, war Stolz – und eine große Portion Zufriedenheit.
Ein Grevet, das Grenzen verschiebt. Im Kopf, im Körper – und im Rad-Setup. Denn auch mit einem Gravel-Lastenrad lassen sich große Touren fahren. Wenn man nur will.
Ziel erreicht – und doch bleibt Sehnsucht
Zurück im Alaunpark, nach vier gefahrenen Grevets in einer Saison, war die Freude groß – und die Wehmut nicht kleiner. Jede Route war ein Kapitel für sich. Jeder Tag ein eigenes Buch.
Ein riesiger Dank an alle, die diese Serie ermöglicht haben – Scout:innen, Planer:innen, Unterstützer:innen. Ohne euch gäbe es nur Wege, aber keine Geschichten.
Grevet ist mehr als Radfahren. Es ist ein Zustand. Und jede:r kann ihn erleben.
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