Während ich hier Anfang September in der Sonne am Spreeufer sitze – müde, aber glücklich – blicke ich auf eine unvergleichliche Woche als ‚Race Director‘ der Distanzradfahrt Wien-Berlin zurück. Was für ein Abenteuer! Der Supergrevet 2024 hat uns allen gezeigt, was es bedeutet, an Grenzen zu gehen – geografisch, mental und körperlich. Auch für das Organisationsteam war es ein Ultra-Marathon: Kilometer um Kilometer auf dem Rad, wenig Schlaf, Multitasking. Denn bei Grevet geschieht nichts vom Sofa aus – wir vom Team sind mitten im Geschehen, embedded.

Von der Vergangenheit inspiriert: „Radschnelligkeit“ trifft Gravel-Epos

Die Ursprünge dieser legendären Route reichen zurück ins Jahr 1893, als die ersten Fahrer (damals leider noch ohne Fahrerinnen) die 600 Kilometer zwischen Wien und Berlin unter extremsten Bedingungen bewältigten. Ihre Räder, eher Maschinen aus dem Dampfzeitalter als moderne Fahrräder, trugen sie über unbefestigte Wege mit Landkarten, die kaum Orientierung boten.

2024, 131 Jahre später, haben wir dieses Erbe erneut zum Leben erweckt – mit moderner Technik und Gravelbikes. Und doch blieb der Kern unverändert: Zwei Reifen, ein Rennbügel, Abenteuer, Selbstständigkeit und die Überwindung eigener Grenzen.

Das Pre-Event: Ein stimmungsvoller Auftakt in Wien

1893 wurden die Wien-Berlin-Starter am Vortag von einem Zug aus „achthundert Radfahrern und Radfahrerinnen“ und „100.000 Zuschauern“ empfangen. Ganz so groß fiel der Auftakt ’24 nicht aus, aber wir haben uns alle Mühe gegeben mit dem Pre-Event das internationale Starterfeld und die Wiener Radcommunity zusammenzubringen. Der Supergrevet 2024 startete mit einem Social Ride auf den Kahlenberg, gefolgt von einer lockeren Party rund um den Wiener Würstelstand , einem charmanten und urbanen Treffpunkt, direkt unter dem kunstvoll gestalteten Fernheizwerk von Friedensreich Hundertwasser.

Die 31 Kilometer lange Tour, organisiert vom Kurbel Kollektiv Wien und der Wiener Schotteria, bot atemberaubende Ausblicke vom Kahlenberg auf die SKyline Wiens und somit die perfekte Einstimmung auf das große Abenteuer. Die Route war liebevoll geplant und bot eine ausgewogene Mischung aus Schotterpassagen und asphaltierten Abschnitten. Mit einem Anstieg von etwa 550 Höhenmetern verlangte die Tour zwar etwas Einsatz, war aber so gestaltet, dass auch Newbies und all jene, die sich für den Supergrevet die Beine schonen wollten, Freude daran hatten. Die Fahrt führte durch Wiens grüne Gürtel: sanft geschwungene Wege, dichte Wälder und Lichtungen, die immer wieder einen fantastischen Blick auf die Stadt freigaben. Der Höhepunkt war der Aussichtspunkt auf dem Kahlenberg, von dem aus man bei Sonnenuntergang das ganze Wiener Becken überblicken konnte – ein magischer Moment, der die Vorfreude auf die bevorstehende Herausforderung noch verstärkte.

Den eigentlichen Höhepunkt bildete dann aber die Party rund um den kongeniale Wiener Würstelstand. Dieser versorgte uns dabei mit Bier, (veganer) Wurst von Bosna bis Käsekrainer, das DJ Set von Krawallbarbie Immer im Hintergrund dabei: das Fernwärmewerk Spittelau, künstlerisch gestaltet von Friedensreich Hundertwasser. Vor Ort fand auch die Verlosung der Finisherpreise der Wiener Grevet-Serie statt mit Preisen gestiftet von POC, Grevet, und der Trikoterie. Begleitet wurde dies von einem Goldsprint in Koop mit Urban Tribes, der sportliche Spannung und Partystimmung vereinte. Sicher ist: sowohl in Wien, als auch in Berlin, weiß man wie Party geht.

Der Start: Adrenalin im Floridsdorfer Aupark

Am Morgen des Grand Départ herrschte bereits Stunden vor dem offiziellen Start reges Treiben. Fahrer:innen aus ganz Europa überprüften ihre Räder, machten letzte Anpassungen und wünschten sich gegenseitig Glück. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kurbel Kollektivs Wien, das mit Werkzeug und Motivation bereitstand, war jedes Detail durchdacht. Punkt 10:00 Uhr rollte das internationale Feld aus Wien – und ins Abenteuer.

Znaim: Ein magischer Moment an der Grenze

Die erste Etappe führte entlang der Donau, durch malerische Felder und ruhige Dörfer. Besonders eindrucksvoll war die Ankunft in Znaim an der tschechischen Grenze: Hoch über der Thaya thront diese mittelalterliche Stadt, die mit ihrer imposanten Burg und den verwinkelten Gassen einen Hauch von Magie verströmte.

Für viele war Znaim der erste große Meilenstein – eine Gelegenheit, Energie zu tanken, das Panorama zu genießen und in die Besonderheit dieser grenzüberschreitenden Fahrt einzutauchen.

Tschechien: Schotter, Dorfsupermärkte und weite Wälder

Der tschechische Abschnitt stellte Fahrer:innen vor vielseitige Herausforderungen: Schotterwege, hügelige Wälder und kleinere, oft verwachsene Trails verlangten Konzentration und Ausdauer. Zugleich sorgten kleine Dorfsupermärkte für Pausen voller Charme, wo selbst mit Händen und Füßen herzliche Begegnungen entstanden.

Görlitz: Ein Checkpoint wie eine Oase

In Görlitz, dem einzigen festen Checkpoint der Strecke, wartete eine willkommene Auszeit. Dank unseres Gastgebers Sebastian standen warme Duschen, Snacks und Schlafmöglichkeiten bereit. Besonders in der Nacht, wenn erschöpfte Fahrer:innen ankamen, wurde Görlitz zur wahren Oase – ein Ort, der allen neuen Schwung für die letzten Kilometer gab.

Berlin: Ein emotionales Finale

Die letzten Kilometer nach Berlin führten vorbei an historischen Brücken und stillen Wäldern. Schließlich erreichten die Fahrer:innen das Hauptzollamt in Berlin Tempelhof, bei Tag nach einer Ehrenrunde übers Tempelhofer Flugfeld – ein emotionaler Höhepunkt.

Ob am helllichten Tag oder spät in der Nacht: Die Ankunft war jedes Mal ein bewegender Moment. Jubel, Erleichterung und die Freude über das Erreichte waren allgegenwärtig. Die Geschichten, die Fahrer:innen über unerwartete Begegnungen, raue Nächte und magische Sonnenaufgänge erzählten, machten diesen Moment noch unvergesslicher.

Die Finisherparty: Ein krönender Abschluss

Am Abend des 30. August vereinte die Finisherparty in der Brauerei Fürst Wiacek die Teilnehmer:innen der Wien-Berlin-Tour mit den Finishern der Berliner Grevet-Serie. Nach einer entspannenden Stadtausfahrt mit CXBerlin ging die Party los: frisch gezapfte Biere, lockere Beats und die Ankündigung der neuen City (West) Cross-Serie schufen eine ausgelassene Stimmung.

Die Party war ein würdiger Abschluss – ein Moment, um Erfolge zu feiern, Freundschaften zu vertiefen und die nächste Saison mit Vorfreude zu planen.

Dank an alle Beteiligten

Kein Supergrevet wäre möglich ohne die Unterstützung zahlreicher Mitstreiter:innen. Das Kurbel Kollektiv Wien, Sebastian in Görlitz, CXBerlin und viele weitere Helfer:innen haben mit ihrer Energie und Leidenschaft dieses Event zu einem Meilenstein gemacht.

Dank an unsere Sponsoren und Unterstützer

Ein herzliches Dankeschön geht an unsere großartigen Sponsoren, die den Supergrevet 2024 zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben:

  • Fara Cycling: Mit euren hochwertigen Bikes und eurer Unterstützung habt ihr unser Team inspiriert und optimal ausgerüstet.
  • Hase Bikes: Das Hase Gravit Dust hat die Arbeit des Media Teams und die Eventlogistik oft überhaupt erst möglich gemacht.
  • Fürst Wiacek: Eure Brauerei war nicht nur der perfekte Ort für unsere Finisherparty, sondern eure frischen Biere haben auch für ausgelassene Stimmung gesorgt.
  • POC: Eure erstklassige Ausrüstung hat die Teilnehmer:innen sicher und stilvoll über die Strecke gebracht – vielen Dank für eure Unterstützung und euren Beitrag zur Sicherheit.

Ein besonderer Dank gilt außerdem Felix von CXBerlin und seiner Crew. Ihr habt mit euren Ausfahrten und der Organisation der neuen City (West) Cross-Serie die perfekte Verbindung zwischen Sport und Begegnung geschaffen.

Dank eurer Unterstützung konnten wir den Geist des Abenteuers und der Herausforderung feiern. Wir freuen uns darauf, diese Zusammenarbeit auch in Zukunft fortzusetzen!

Ein besonderer Dank gilt den Fahrer:innen, die die Herausforderung angenommen haben. Ihr habt bewiesen, dass der Geist von 1893 lebendig ist – und dass Radfahren weit mehr ist als nur Sport.

Auf ein Neues in 2025! 🚴‍♀️

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